Katzen mit Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) werden häufig mit Insulintherapien behandelt, die aus kurz- bzw. langwirksamen Formulierungen bestehen. Bei der Kombination von Lantus® (Langzeitinsulin) und Levemir® (Mittelzeitinsulin) lässt sich die Blutzuckerkontrolle oft optimieren. Gleichzeitig können sekundäre Erkrankungen wie Akromegalie, ein Übermaß an Wachstumshormon, sowie Veränderungen im Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor-1 (IGF-1) die Therapie beeinflussen.
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Typ-2-Diabetes bei Katzen
Epidemiologie: Häufig bei älteren, übergewichtigen oder genetisch predisponierten Rassen.
Ergebnis: Blutzucker unter 200 mg/dL; IGF-1 sank nach 4 Wochen auf 350 ng/mL mit Octreotide.
Fazit
Die Kombination von Lantus® und Levemir® bietet eine flexible Basis für die Diabeteskontrolle bei Katzen. Gleichzeitig muss die potenzielle Rolle von Akromegalie und IGF-1 nicht außer Acht gelassen werden, da diese Faktoren die Insulinsensitivität stark beeinflussen können. Regelmäßige Überwachung aller relevanten Parameter ermöglicht eine individualisierte Therapie und verbessert die Prognose der betroffenen Tiere.
Die Messung des Insulinähnlichen Wachstumsfaktors 1 (IGF-1) ist ein zentrales diagnostisches Werkzeug in der Endokrinologie. IGF-1 wird primär von der Leber produziert und spiegelt die Aktivität der Wachstumshormon- (GH) –Signale wider, da GH die Synthese dieses Proteins stimuliert. Durch seine lange Halbwertszeit von etwa 12 h ist IGF-1 ein stabilerer Marker als das kurzlebige GH selbst und liefert damit einen zuverlässigeren Überblick über den langfristigen GH-Status des Patienten.
Normalwerte und Referenzbereiche
Die Normwerte für IGF-1 sind stark altersabhängig. In der Regel werden sie in Standardabweichungen (SD) oder im Verhältnis zum Alters- und Geschlechts-Median angegeben. Für die meisten Labore gelten folgende Richtlinien:
Alter Typischer Medianwert (µg/L)
0–1 Jahr 400–900
2–4 Jahre 600–1100
5–9 Jahre 500–800
10–14 Jahre 350–650
15–19 Jahre 300–550
20–39 Jahre 200–400
40–59 Jahre 180–380
≥60 Jahre 160–360
Ein Patient mit einem IGF-1-Wert von 700 µg/L wäre also bei einer 12-jährigen Person im normalen Bereich, während derselbe Wert bei einem Erwachsenen über dem Median liegen könnte. Viele Labore geben zusätzlich die obere und untere Grenze des Referenzbereichs an (z. B. 180–420 µg/L für Erwachsene). Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, sollte immer der spezifische Labor-Referenzbereich herangezogen werden.
Messmethoden
IGF-1 wird üblicherweise mit Enzyminmunoassays (EIA) oder Radioimmunoassays (RIA) bestimmt. Moderne automatisierte Systeme nutzen chemilumineszenzbasierte Verfahren, die eine höhere Präzision und Schnelligkeit ermöglichen. Da IGF-1 an Proteine wie IGF-Binding-Proteine (IGFBP) gebunden ist, werden bei vielen Assays zunächst ein Vorbehandlungsschritt (z. B. Protein-Hochtemperatur-Behandlung) oder eine enzymatische Freisetzung durchgeführt, um die Messgenauigkeit zu erhöhen.
Klinische Bedeutung
Wachstumshormon-Defizienz
Bei einer GH-Mangelstörung ist der IGF-1-Wert in der Regel deutlich unter dem Altersmedian. In der pädiatrischen Praxis hilft ein niedriger IGF-1, die Notwendigkeit weiterer GH-Stimulationstests zu entscheiden und den Therapie-Erfolg bei GH-Substitution zu überwachen.
Akromegalie
Die Akromegalie ist eine Erkrankung, die durch einen GH-Überschuss (häufig verursacht durch ein somatotrophes Adenom) gekennzeichnet ist. Da IGF-1 die Effekte von GH im Gewebe vermittelt, steigt sein Spiegel bei dieser Störung typischerweise deutlich an. Typische Werte liegen häufig zwischen 2 – 3 mal dem Altersmedian, können aber je nach Tumorgröße und GH-Secretion variieren. Ein IGF-1-Wert über der oberen Referenzgrenze ist ein starkes Indiz für Akromegalie und bildet die Grundlage für weitere diagnostische Schritte wie die Messung des 24-Stunden-GH-Ausschusses, die Durchführung einer orale Glukosetoleranzprüfung (OGTT) oder bildgebende Verfahren (MRT der Hypophyse).
Zystic Fibrosis und andere Erkrankungen
Bei bestimmten Stoffwechsel- und entzündlichen Erkrankungen kann IGF-1 ebenfalls beeinträchtigt sein. Beispielsweise zeigen Patienten mit cystischer Fibrose häufig niedrige IGF-1-Werte, was zu Wachstumsverzögerungen führen kann. In solchen Fällen wird IGF-1 als Marker für den allgemeinen Gesundheitszustand und die Nährstoffversorgung verwendet.
Überwachung der Therapie
Für Patienten mit Akromegalie oder GH-Mangel ist die regelmäßige Messung von IGF-1 entscheidend, um die Wirksamkeit einer Therapie zu beurteilen. Bei Akromegalie sollte ein Zielwert nahe dem oberen Normalbereich (oder sogar leicht darunter) erreicht werden, während bei GH-Substitution ein Wert innerhalb des Altersmedianes angestrebt wird.
Einflussfaktoren auf den IGF-1-Spiegel
Alter und Geschlecht: Wie oben beschrieben, sind die Werte stark altersabhängig; Männer haben im Allgemeinen etwas höhere Referenzbereiche als Frauen.
Gewicht und Körperzusammensetzung: Adipositas kann zu einer Erhöhung des IGF-1 führen, während Untergewicht den Spiegel senken kann.
Krankheitszustand: Akute Infektionen, Entzündungen oder chronische Erkrankungen beeinflussen die Produktion von IGF-1. In der akuten Phase sinken die Werte häufig, während sie bei einer remittierenden Phase wieder ansteigen können.
Medikamente: Steroide und bestimmte Antikonvulsiva können IGF-1 reduzieren, während Wachstumshormontherapien den Spiegel erhöhen.
Fazit
Die Bestimmung von IGF-1 ist ein unverzichtbares diagnostisches Instrument zur Beurteilung des GH-Systems. Durch die Analyse von Alters- und Geschlechtsnormen lässt sich sowohl eine Unterfunktion als auch eine Überfunktion diagnostizieren, insbesondere bei Akromegalie. Die Interpretation der Werte erfordert jedoch immer einen Blick auf den spezifischen Referenzbereich des jeweiligen Labors sowie auf klinische Befunde und weitere Laborparameter. In Kombination mit bildgebenden Verfahren und funktionellen Tests liefert IGF-1 ein umfassendes Bild des endokrinen Status eines Patienten.